Von der Landwirtschaft über den Rück- und Tiefbau bis hin zur Flächenentwicklung und -sanierung
Beitrag von Anja Sturme
Eigentlich hätte alles anders kommen sollen. Das Jahr war mit Aktivitäten rund um das 75-jährige Bestehen des Familienunternehmens LAARAKKERS „durchgeplant“. Ein großes Sommerfest mit Mitarbeitern und deren Familien, Events mit Kunden, Zulieferern, Partnern und Nachbarn waren vorgesehen. Aber nichts davon konnte realisiert werden. „Corona hat allem einen Strich durch die Rechnung gemacht“, sagt Wiljan Laarkkers, der mit seinem Bruder Marcel seit fast 20 Jahren die Geschicke der LAARAKKERS-Gruppe leitet. „Zum Jahresende hatten wir dann eigentlich eine komplett corona-konforme „Drive-In Weihnachtsfeier“ am Firmenstammsitz in Boxmeer für unsere ca. 150 deutschen und niederländischen Mitarbeiter mit ihren Familien geplant, auch die mussten wir wegen des 2. Lockdowns kurzfristig absagen.“
1945 unmittelbar nach Ende des Krieges gründeten Johan und Coba Laarakkers ein Lohnunternehmen, war doch nach dem Krieg die Landwirtschaft einer der tragenden Säulen der im Wiederaufbau befindlichen niederländischen Wirtschaft. Das Ehepaar erwarb Landmaschinen nicht nur zur Bearbeitung des eigenen Ackerlandes, sondern bestellte damit auch die Felder anderer Landwirte. Die Vorliebe für „schwere Fahrzeuge“ lag der Familie Laarakkers schon damals im Blut.
1969, nach dem Tod von Johan, führten die Söhne Arie, Willy und Jan gemeinsam mit ihrer Mutter Coba das Unternehmen weiter. Auch dieses Trio zeichnete sich durch den Ankauf besonders fortschrittlicher und großer Maschinen aus, die in der Region einzigartig waren. So wurde 1984 ein sechsreihiger Maishäcksler erworben, seinerzeit ein Unikum in Nord-Brabant.
1977 trennte sich Arie von seinen Brüdern, um ein eigenes Tiefbauunternehmen zu gründen. Willy und Jan führten das Lohnunternehmen fort, erweiterten ihre Geschäftstätigkeit um Tiefbau- und Abbrucharbeiten und vermieteten Bagger. Im Laufe der Jahre wandelte sich der Markt. Große Landwirte kauften selbst Maschinen, das machte das Lohnunternehmergeschäft nicht mehr so rentabel. Es war eine Zeit, in der unter anderem durch Flurbereinigung, Begradigung der Maas und viele neue Wohnungsbauprojekte eine große Nachfrage nach Erdaushubarbeiten entstand, sodass man begann, sich darauf zu fokussieren. Eher zufällig half LAARKKERS bei einem Abbruchprojekt in Deutschland aus. Das dort aufgetane Know-how nutzten die Familienunternehmer, um ihren Aktionsradius nach Osten hin zu erweitern. Anfänglich wurden die Aufträge noch in niederländischen Gulden kalkuliert, die Auszahlung erfolgte in Deutscher Mark, ein gern gesehener „Mitnahmeeffekt“ von 10 %.
1995 erfolgte die Wende. Der Fokus des Unternehmens lag nunmehr auf Abbrucharbeiten, Asbestsanierung und Recycling. 1997 errichtet LAARAKKERS dafür eine deutsche GmbH mit Sitz in Rheinberg am Niederrhein. Die Nachfrage nach Asbestentsorgung steigt in den 90 er Jahren erheblich, LAARAKKERS gründete 1999 dafür ebenfalls ein eigenes Unternehmen.
2001 ziehen sich Willy und Jan aus dem aktiven Geschäft zurück. Willy’s Söhne, Wiljan und Marcel, übernehmen das Unternehmen. Es gelingt ihnen das Deutschlandgeschäft massiv auszubauen. Neugründungen und Partnerschaften bestimmen seitdem das unternehmerische Handeln. So wurde die L+J Recycling GmbH in Kamp-Lintfort gegründet, in der Recycling Anlage werden die beim Abbruch anfallenden Materialien nachhaltig zu neuen Bau- und Grundstoffen recycelt. In der Partnerschaft mit dem Unternehmen Koninklijke Smals arbeitet man gemeinsam an der nachhaltigen Produktion und der Verarbeitung von Betongranulat und Sand als Kiesersatz bei der Betonherstellung. 2008 startete man mit einem weiteren neuen Geschäftsfeld. In der Stadt Nettetal kauften die Brüder eine alte Textilfabrik zu einem symbolischen Preis. Auf einem Areal von 43.000 m² wurde eine alte Weberei abgerissen, der Boden gereinigt, entsorgt und recycelt. Gleichzeitig schaffte man neues Baurecht, sodass das ehemals rein gewerblich genutzte Areal an professionelle Projektentwickler und Privatpersonen für Wohnungsbauprojekte veräußert werden konnte. Mit dieser neuen Disziplin, der Flächenentwicklung, hat LAARAKKERS sein Leistungsportfolio erweitert und startet damit in eine neue Unternehmensära.
Neben dem weiteren Ausbau des Kerngeschäfts Abbruch, Entsorgung und Recycling sowohl an deutscher als auch an niederländischer Seite stehen strategische Partnerschaften im Mittelpunkt der sich kontinuierlich weiterentwickelnden Unternehmensstrategie der LAARAKKERS-Gruppe. So wurde in Sachen Projekt- und Flächenentwicklung eine Kooperation mit dem Projektentwickler, der DORNIEDEN-Gruppe aus Mönchengladbach, eingegangen. Mit dem belgischen Unternehmen Democom hat man ein Joint Venture zum Rückbau von Kern- und Energiezentralen sowie anderen großen Industrieanlagen unter dem Namen LAARAKKERS Democom, gebildet. Just am Ende des Jubiläumsjahr hat die LAARAKKERS-Gruppe mit seinen ca. 100 festen und 50 freien Mitarbeitern noch einen weiteren Zugewinn zu vermelden. Sie kaufte die Hälfte der Anteile an dem Kipptransport Unternehmen Martens Logistics aus Gennep, mit 12 Kipptransportern. Ja, natürlich nur bestes Material! Die Zeit ist hier nie stehen geblieben.